Nachtgedanken

Herbstzeit – Nachdenkzeit – Ahnenzeit – Ahnungen…. Was ist dieser Blog? Eine Sammlung aus meinem Leben, wie es gerade so ist. Privates neben Politischem, Schönes neben Traurigem, Tier und Mensch, Natur, Reisen, Freunde, Freude, spirituelles, schamanisches und vieles mehr.

Ja, ich liebe mein Leben, es ist einfach schön, mitten darin zu sein, zu tun was ich schon immer gerne tun wollte und lassen was mir nicht paßt 😉

Ich möchte nicht nur Nettigkeiten hier schreiben, sondern auch den Finger dahin legen wo es *autsch* macht. Beruflich beschäftige ich mich genau damit, was geht um uns herum vor, was kann ich ändern und wo muss ich laut werden und nicht einfach hinnehmen. Gerade in der Migrations-Sozialarbeit kochen die Gemüter z.Zt. ganz schön heftig.

Es ist die Mischung, die es für mich macht. In den letzten Tagen habe ich überlegt, ob ich nicht einen extra Blog mache genau zu den politischen und ökologischen Themen die mich interessieren und mit denen ich zu tun habe und wo es immer wieder so richtig *autsch* macht. Ich werd es nicht machen, nicht nur, weil ich mir zeitmäßig keine weitere Baustelle leisten kann, sondern weil genau das mein Leben und seine Themen ausmacht.

Ich kann die Augen nicht zumachen und alles ist bunt und so wie ich es gerne hätte und so tun als ob alles in Ordnung ist. Ich werde weiter unbequem sein, den Mund aufmachen, auf Misstände hinweisen. Ich werde Euch aber auch all das Schöne miterleben lassen, was es hier in meinem Leben gibt.

Heute abend habe ich (in Decke warm eingepackt) draußen gesessen und der Mondin auf ihrer Wanderung über den Nachthimmel zugesehen und da gehen die Gedanken eben auf Reisen. Aber die Klarheit der Nacht hat mir vieles im rechten Licht gezeigt.


Foto aufgenommen von: Amanleian anläßlich Sommercamp 2006 der Vollmondfrauen.

gekaut, verdaut und ausgespuckt

Letzes Jahr Samhain, da stehe ich gerade so in der Anderswelt herum, kaue an einem Grashalm. Da kommt die Alte, die Rabenfrau, bei mir vorbei, zipt an meinem Ärmel und beordert mich mit einem wortlosen Wink mit dem Kopf in einen anderen Raum. Ich folge ihr. Leer ist es da und kalt. In der Mitte ein erloschenes Feuer, ein altes Fell, ein Messer mit getrocknetem Blut. Wir stehen da und sehen uns das an. „Das ist alles was übrig bleiben soll“, sagt sie ohne mich anzusehen. Mich schauert. „Übrig wovon?“ frage ich sie. Sie sieht mich an und sagt „bis nächstes Jahr Schnitterin, und denk dran, das ist alles was übrig blieben darf“. Das Bild ist vorbei und ich gehe zurück in meine Welt.

Dieser Blick, mit dem sie mich anschaut war die ganzen Monate bei mir. Ich war in Cornwall dieses Jahr. Juliane macht ein Foto von mir am letzten Tag, kurz vor der Heimreise.

Gibt es Zufälle? ich durchsuche die Ordner nach einem Foto für eine Seite. Da schaut sie mich wieder an, direkt in die Augen. Wummmmm…. da schaue ich mich an, mit den durchdringenden Augen der Rabenfrau.

Die Vision ist immer schon vorher da, du brauchst sie nicht suchen, du mußt sie nur abholen. Man kann keine Vision suchen, sie bildet sich aus dem was war, was ist und was werden soll. Sie ist das Gewebe der Zeiten, das goldene Vlies. Zur vereinabarten Zeit, am vereinbarten Ort holst du sie ab. Erinnere Dich!

Ich weiß, ich muss gehen… muss gehen den Weg zurück in den Raum, zum kalten Feuer, zum leeren Fell und muss das Messer berühren.

Ich sitze allein im Wald. 5 Tage noch bis Schnitterin. Ich ritze mit meinem Messer das fünfzackige Pentagramm in den Boden vor mir. Ich bin allein, so allein habe ich mich selten gefühlt. An diesem warmen Sommerabend friere ich und bin so hundeelend alleine. Es geht nur alleine. Noch rieche ich die Erde, noch höre ich den Bach und den Wasserfall vor mir.

Ich gehe durch die Eingeweide der Erde, ich werde geschoben, gedrückt, ich werde verdaut und ausgespuckt. Die Alte hat mich gefressen mit ihren messerscharfen Zähnen. Meine Knochen zermörsert, mein Fleisch in sich hineingefressen. Etwas lebt und erlebt.

Du hast mit einem Hasenherz gelebt und das war gut, so hast Du die Angst kennengelernt, um durch sie durch zu gehen. Wir haben dir Adlerschwingen gegeben damit du fliegen kannst. Wir haben dir ein Wolfsfell gegeben, damit du laufen lernst. Wir haben dir die Schlangenhaut gegeben, damit du verwandeln lernst. Jetzt gib alles zurück, es ist Zeit zu sterben. Nicht einmal die Haut darf ich behalten.

Sterben lernen, tot sein lernen. Thema der Schnitterin. Ich bin Acker, bin die Frucht, bin das Sterben und der Tod. Wie kann ich denken, empfinden, wenn ich nicht mehr da bin? „Du bist ja da“ sagt mir die Alte. „WO bin ICH“ meine Frage. „Du bist dein eigener Dünger, Kompost geworden“.

Da, wo irgendwann vor Äonen Grenzen und Beschränkungen waren, ist nichts mehr, Raum angefüllt mir Leere. Ich muss nur liegenbleiben hier und mich auflösen, sonst nichts. Es ist so einfach mit einem mal. Ameisen durchwühlen meine Reste und tragen sie fort. Es ist richtig so. Shaman-Ca gibt es nicht mehr, ist nicht mehr Substanz, ist nur noch….

Großmutter wiegt meine Seele in den Armen und näht mir ein Kleid aus Träumen. Im leisen Lied formt sie neue Worte für mich. Die Wölfin setzt mir ihr Herz ein. Sie reiht meine Gehirnwindungen neu auf. Es sieht aus, als würde der Faden über eine Spindel neu gedreht. Alles ist eine große Einheit.

Sie schickt mich wieder weg, ich weiß ich muss gehen. Ich drehe mich ein letztes Mal um. Das Feuer an dem wir eben noch saßen ist erloschen. Das leere Fell, das Messer mit getrocknetem Blut, meinem Blut, alles bleibt zurück.

Der Bach murmelt in mein Ohr, die ersten Sonnenstrahlen des Morgens fallen durch die Blätter. Ich recke und dehne den neuen Körper. Es fühlt sich gut. ich genieße den Morgen in all seinen neuen Farben und Tönen. Meine Lippen formen das Lied. Schamanca ist zurück.

Dann fang ich mal an…

… mit dem Urlaub. Aber hier liegt soviel herum das schreit „los, mach mich“ dass ich mich mit einem Buch erstmal auf die Terrasse verzogen hab *pfffttt* Ich übe mich in Gelassenheit *oooohhhmmmm*. Wer am lautesten schreit kommt zum Schluss dran, basta.

Ganz andere Dinge gehen mir durch den Kopf wenn ich so in die Nacht schaue die mich ruft. Ich werde mich in den nächsten Tagen zu einer Reise durch die Nacht aufmachen, die Ahnen rufen, die Vision will geboren werden. In den Nachtstunden, wenn die Geräusche des Alltags verschwinden, sind die Stimmen der Geister deutlicher zu hören. Es liegen Geschenke und Aufgaben für mich bereit, ein neuer Abschnitt auf der Straße des Lebens. Sucht Mensch sich die Vision aus oder die Vision den Menschen? Ich werde es herausfinden.