Träume an Brighid

Der träumende Mond – Februar

Meine Katze liegt neben mir, sie schläft, eine Pfote an meinem Bein. Manchmal zuckt sie, träumend, bewegt die Nase, als wenn sie etwas riechen würden, was bis in den Traum hinein ihre Aufmerksamkeit erregt. Am Himmel steht der volle Mond, scheint in mein Zimmer. Februar, die Zeit zwischen Winter und Frühling, Schwellenzeit…

Auf der Schwelle
noch nicht ganz
hier
im jungen Licht
aber auch nicht mehr
dort
wo Dunkelheit mich hütete
im Schoß der Materie.
Geboren aus Höhlen
mit eigener Kraft
kreisend eintreten
in den Lauf der Zeit
beginne ich wieder den Tanz.

Wir sind in der Lage zu träumen, Bilder, Kino im Kopf. Wir sind in der Lage uns oft das schrecklichstmögliche auszumalen in unseren Köpfen, unseren Bildern. Horrorszenarien zukünftiger Ereignisse. Wissen wir noch, dass wir sie dadurch heraufbeschwören? Die Medien peitschen es mit an; einer erzählt es einem anderen und immer bunter wird die Geschichte ausgeschmückt. Wir glauben die Bilder auf den Bildschirmen und langsam sickern sie in uns, tiefer und tiefer, berühren alle schichten unseres Seins. Tiefe Wahrheiten scheinen sie zu vermitteln, aber es ist nur schein-bar.

Ich streichle die Katze neben mir, ein sanftes gurren und räkeln, ein tiefes gähnen, den Pelz neu sortieren, einmal strecken und wieder hinlegen, einrollen, immer noch eine Pfote auf meinem Bein, schläft sie weiter.

Träume, der Mond ist hilfreich. Seine silberne Scheibe, da draußen, zieht meinen Blick an. Wie oft habe ich nachts hier gesessen, dem Lauf des Mondes zugesehen, nur der Schein einer Kerze im Raum. Träume und ich beginne mir vorzustellen, wie es wäre, wenn ich fliegend dieses ferne silberne Licht besuche.

Ich folge Spuren die andere Träumer hinterlassen haben. Finde die Erinnerungen an alle geträumten Träume, die Sehnsucht, nach Schönem, nach Stillem.

Da ist der Traum eines Kindes, ein Pferd, ja das ist sein größter Wusch. Ich sehe, wie es über eine Wiese galoppiert, Pferd und Kind sind eine Einheit, Freude und Spiel, kraftvolle Bewegungen, herumtollen im Sonnenschein, unbeschwert sein. An der Stalltür hat es seinen Rollstuhl zurückgelassen.

Da träumt ein Kind, irgendwo in einem Slum. Es hat gehört, dass es bald eine Schule geben wird. Es träumt, mitten im Dreck, mitten in der Gewalt, dass es in einer sauberen Schuluniform auf einer Schulbank sitzt, lesen und schreiben lernt und rechnen, um später vielleicht ein kleines Geschäft zu haben und anderen helfen zu können, die nie das Privileg hatten in die Schule zu gehen, Briefe zu schreiben für sie und ihnen fremde Sprachen übersetzen kann. Vielleicht wird es in andere Länder reisen können, dort arbeiten können um der Familie zu Hause Geld schicken zu können, damit die kleineren Geschwister ebenfalls zur Schule gehen können.

Viele Träume habe ich gesehen in dieser Nacht, schöne Träume und gefährliche Träume. Ich folge den Spuren der Wölfe, wie sie durch die Nacht ziehen, von einer geheimen Kraft gezogen. Sie finden sich in einer Waldlichtung zusammen, beschnuppern sich und stimmen ihren Gesang an. Da sind auch Menschen, mitten unter den Wölfen. Keine Feindschaft, Gemeinsamkeit, in der mondhellen Lichtung.

Da steht Wolf neben Lamm, Bär neben Mensch. Träumer neben Realist, Trauer und die Liebe, Lachen und Weinen, Vereinen und Lösen. Viele, viele sind gekommen in dieser Mondnacht, alle vereint im sanften Licht, jeder mit einem Traum, alle mit einem gemeinamen Traum.

Imbolc, und da ist sie, mitten unter uns, Brigid, Hüterin der Schmiedefeuer, der Poeten, der Dichter und Träumer, der Barden, der Narren. Sie schürt die Feuer unserer Leidenschaft zu träumen. Ich hoffe und wünsche, ich träume und verwirkliche, dieses Feuer, diese Kraft zu träumen und Träume in die Realität zu holen.

Viele Völker pflegen die Kunst zu träumen. Heiliger Schlaf in den Tempeln, initiierte Träume zur Veränderung der Geschehnisse. Ein Traum in einem Traum, unser Leben, wo die Grenzen der Realität verhandelbar dünn sind. Wenn ich die Kraft habe zu träumen, so habe ich auch die Kraft zu verwirklichen.

Wieder träumen lernen ist ein Traum und die Kraft und den Mut die Träume zu leben, das ist die Kraft der Veränderung.

Komm trau Dich, träume und nimm Deine Träume ernst und wahr, gestalte, wirke und webe ein neues Traumgeflecht, in dem Mensch und Tier, Erde und Himmel Platz hat zu wirken. Komm, vertraue und träume, lass die Einladung nicht verstreichen, es lohnt sich, was hast du zu verlieren, als einfach nur die Angst und die Zweifel. Komm und träume Dich neu.

Immer wieder höre ich die Stimme, sehe das lachende Gesicht, das mich einlädt weiter zu träumen. Autsch, ich spüre die Krallen meiner Katze in meinem Bein. He, ich bin keine Maus, sage ich der immer noch schlafenden Katze. Ich sehe jetzt, dass die Kerze gefährlich nahe an den Blütenkranz herunter gebrannt ist, ich lösche sie. Danke, Salome, komm lass uns weiter träumen und verwirklichen gehen.

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