Worte für Helfer

Wenn ich Dich bitte mir zuzuhören, und Du beginnst, mir Ratschläge zu geben, dann hast Du nicht getan, worum ich Dich gebeten habe.

Wenn ich Dich bitte mir zuzuhören, und Du fängst dann an mir zu sagen, dass ich es nicht so fühlen sollte, dann trampelst Du auf meinen Gefühlen herum.

Wenn ich Dich bitte, mir zuzuhören, und Du glaubst dann, Du müßtest noch was unternehmen, um mein Problem zu lösen, dann machst Du mich klein und schwach, so seltsam das auch klingt

Hör mir zu! Alles worum ich Dich bitte, ist, dass Du mir zuhörst. Nichts sagst oder tust, nur zuhören!

Guter Rat ist billig Für nur eine Mark Porto kann man ihn von jedem Briefkasten-Onkel aus den Zeitschriften beziehen.

Ich kann alles für mich selber tun. Ich bin nicht hilflos oder unfähig bloß weil ich krank bin oder Angst habe. Vielleich mutlos oder zaudernd, aber nicht hilflos.

Wenn Du etwas tust, was ich selber kann oder selbst für mich tun müßte, dann trägst Du zu meiner Unzulänglichkeit bei und vergrößerst meine Furcht.

Aber wenn Du als simple Tatsache akzeptierst dass ich fühle was ich fühle, egal wie vernunftswidrig das auch sein mag, dann kann ich aufhören Dich von der Richtigkeit meiner Gefühle überzeugen zu wollen, und kann stattdessen versuchen herauszufinden was sich hinter meinen Gefühlen verbirgt.

Und wenn das klar ist, sind meine Antworten auf meine Fragen offensichtlich und deutlich Dann braucht es keinen Rat!

Bitte, höre mich und höre mir zu! Und wenn Du dann erzählen willst, warte eine Minute. Dann bist Du an der Reihe und ich werde Dir zuhören.

Aus: Handreichungen für Multiplikatoren der Ansprechstelle im Land NRW zur Pflege Sterbender, Hospizarbeit und Angehörigenbegleitung. von Monika Müller und Wolfgang Heinemann. Anschrift: ALPHA Rheinland, von-Hornpesch-Str. 8, 53123 Bonn, Tel.: 0228-746547 Kosten ? Keine Ahnung, ich habe es über meinen Verband bekommen.

Es ist ein absolutes Praxisbuch, mit Vorschlägen zur praktischen Arbeit mit den o.g. Gruppen und Menschen aber auch zur Reflektion des eigenen Handelns und Denkens. Ich selbst setze dieses Buch in meiner Arbeit ein.

4 Gedanken zu „Worte für Helfer“

  1. Moin Moin,
    hab den Text gleich für meine Kollegen ausgedruck. Finde es zwar etwas zwiespältig zu sagen wenn man einen Rat gibt hätte man nicht zugehört…
    Bei der Begleitung sterbender Menschen halte ich auch den Mund wenn es um die Vorstellungen über deren Leben nach dem Tod geht, ich versuche aber deren Angehörigen und auch ihnen (sofern sie ansprechbar sind)die Situation noch erträglich zu machen und den Tod als normalen Bestandteil anzuerkennen.
    Manchen kranken Menschen muß man einfach unter die Arme greifen, sie werden es nie von selbst tun, dann tut es weh ihnen bei ihrer auf Vorschuß gelebten Zeit früh Lebe wohl zu ´sagen. Der Weg ist dem Menschen zwar empatisch gegenüberzutreten, aber auch seine „kranke“ eingleisige Sicht zu verstehen, den zermürbenden,oft monatelangen Krankheitsweg sehen. DAnn den Menschen wieder zeigen (als völlig neutraler Helfer mit eigenem Privatleben) das wenn er sich der Sonne zudreht auch die Schatten hinter ihn fallen, so ist nun mal die Natur.
    Wie gasagt in der paliativen Pflege würde ich anders denken, aber als akut Pflegender auf einer Neurochirugie, da geht es nicht anders als denken für Andere….
    Man darf nur nie ein Danke erwarten oder das Bemühungen des eigenen Helfens gesehen werden. Man muß wissen ob man es fürs Karma oder Ego tut.

    Schönen Tag wünsche ich noch und das Leben ist EINS der Schönsten.

  2. gefällt mir sehr gut, denn es ist so wahr, und sollte für Jeden Menschen auch im „normalen“ Miteinander zur Selbstverständlichkeit sein/werden.
    lieben Gruss
    Sternlicht

Kommentare sind geschlossen.