Schlangenvision

Schlangenvision

In der Sahara, einer meiner Lieblingslandschaften, begegnete mir die Schlange. Ich hatte einen Horror vor Schlangen zu der Zeit. Sie lag ganz ruhig in der Sonne, lies mich herankommen und als ich sie bemerkte, schrie ich auf und blieb wie festgewachsen stehen, bloß nicht bewegen. Ihre einzige Reaktion war mich zu ignorieren, denn sie häutete sich gerade. So stand ich nun und stand und stand in der Gluthitze…. bis sie fertig war. Da sah sie mich an, ziemlich schnippisch sagte sie mir. Na, lange genug dumm rumgestanden? Selber schuld, wenn Du Angst hast vor mir. Was habe ich Dir gerade gezeigt? Wenn mir meine Haut zu eng wird, streif ich sie einfach ab und bin wie neu. Ich würd nie wie Du einfach dastehen und abwarten, sondern das naheliegendste tun und mich verwandeln.
So, jetzt gehe ich wieder unter die Erde, da wo mein Zuhause ist. Ich kuschle mich in den Schoß der Erde und schlafe erst mal eine Runde und ruhe mich aus. Täte Dir auch gut. Außerdem, geh bitte ein bißchen achtsamer, Du wärst fast auf mich draufgetreten und Deine Schritte sind zu laut und zu schwer. Ich bewege mich lautlos durch den Sand und unter der Erde und komme trotzdem gut voran, weil ich auf meine Kraft vertraue und alle meine Sinne sind darauf ausgerichtet, meine Umgebung wahrzunehmen und nicht einfach durch den Sand zu robben, nicht wissend wo ich hinwill und was ich eigentlich will, Hauptsache bewegen. Ich lebe zwischen intensiven Ruhephasen und zielgerichteter Bewegung, das ist mein Geheimnis. Sie schenke mir ihre alte Haut und seitdem begleitet mich die Schlange und erinnert mich an die Sprache der Bewegung und der Ruhe

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