Die Geschichte des Eichhörnchens

Die Geschichte vom Eichhörnchen

Es gibt viele Möglichkeiten Krafttieren zu begegnen. Einmal erlebte ich am hellen Tag, im Büro, folgende Geschichte; sie zeigt deutlich, wie auf einmal, aus heiterem Himmel ein Tier Kontakt mit mir aufnimmt. Erst in der realen Welt draußen auf dem Baum. Wenn ich bereit bin einzutauchen, erlebe ich dieses Tier auch auf einer anderen Ebene.
Da saß ich nun und sollte einen Text schreiben über Krafttiere. So reihe ich Sätze an Sätze, Beschreibung an Beschreibung. Zwischendurch Telefonate, Akten Ordner, ein voller Arbeitstag.
Nichts von dem, was ich geschrieben habe, gefällt mir wirklich, wandert in den Papierkorb. Ich merke, ich schreibe über eine Erfahrung, ohne im Moment im Inneren Kontakt dazu zu haben. Ich schaue aus dem Fenster, auf den kahlen Kastanienbaum gegenüber, dessen Zweige bis an mein Fenster reichen. Manchmal, wenn es windig ist, klopft der Ast an die Scheibe. Da schaue ich in zwei freche dunkle Augen, in einem rotfelligen Gesicht. Ein Eichhörnchen guckt mich grinsend an. Es sitzt ganz lässig auf dem Ast und verspeist genüßlich eine Nuß. Ab und zu grinst es mich wieder an. Hey, kleiner Freund, Du hast es gut“, sag ich. So, warum denn“ ist seine Frage. Weil ich hier sitze, im Büro und lieber auch draußen wäre und Nüsse knacken würde. Aber ich habe hier schon eine Nuß zu knacken, eine junge Frau will einen Text über Krafttiere“
Da fällt das Eichhörnchen fast vor lachen vom Ast. Aber flink und behend wie es ist, fängt es sich wieder. Dann pass mal gut auf, große Schamanin, wie ich das mache“ und es zaubert aus seinem Fell 5 weitere Nüsse. Das sind Zaubernüsse, die jede Frage beantworten“ sagt es und hält sie mir hin. komm, hol sie dir“ lockt es mich nach draußen und schwups, bin ich aus dem Fenster geschlüpft und sitze auch auf dem Ast.
Ok, dann mal los. Nicht so schnell, Du mußt erst die Augen zumachen“ sagt es und zieht die Pfote mit den Nüssen wieder weg. Also schließe ich die Augen und…..
Ich habe ein rotes Fell und einen langen buschigen Schwanz. Hei, das ist schön und ich kann jetzt auch von Ast zu Ast hüpfen. Also springen wir ein bißchen durch den Baum. Ich nehme die erste Nuß und gekonnt öffne ich sie…..
Ich bin in einem Kreis, in dessen Mitte ein Feuer brennt. Ich setze mich an das Feuer und packe aus meinem Beutel die Räucherschale aus, entzünde die Kohle und lege Salbei auf die Glut. Der Duft steigt auf und ich fächele ihn in meine Aura. Ich spüre sofort die Wirkung, alles, was nicht hierhin gehört, zieht mit dem Rauch hinweg, Ruhe und Klarheit breiten sich in mir aus. Zum Schluß lege ich ein Stück Weihrauch auf die Kohle. Der süßliche Duft ist ein Geschenk an die Göttin. In mir steigen Bilder auf und ich lasse mich treiben….
Der Geruch in der Luft lockt ihn an, den Adler, der mit heißerem Schrei zu mir kommt. Sein Gefieder riecht nach Bergluft und ich gebrauche meine Federn und fliege mit ihm.
Ich öffne eine weitere der Zaubernüsse und das Eichhörnchen hört mir weiter gespannt zu. In meiner Hand liegt nun die Rassel, die ihren Ton in die Nacht schickt. Ich beginne mich zu bewegen zu den Tönen, der Rhythmus steigert sich und meine Bewegungen werden ekstatischer. Ich beginne in der Stimme der Wölfin zu rufen. Ich singe ihr Lied, ich bewege mich in ihrem Gang. Da kommt sie, der Schatten der Wälder. Ich spüre Ihre Glut und ihre Leidenschaft, wie ein Feuer brennt es. Ich bin sie und sie ist ich und gemeinsam tanzen wird durch diese Nacht. Sie lehrt mich den leisen Schritt, den vorsichtigen Gang. Sie lehrt mich im Rudel zu sein und dann wieder alleine zu laufen. Ich lerne soziale Verantwortung zu übernehmen, die Alphawölfin zu sein. Ich lerne zu jagen, Beute zu machen. übe Deine Augen, um in der Dunkelheit zu sehen, sei Schatten und kein Schatten wird dich mehr schrecken. Bewege dich leise und achte auf jede Bewegung. Lerne ausweichen und nachgeben, keine Kraft zu verschwenden.
Die nächste Nuß führt mich weiter. Ich schlage die Rahmentrommel, deren Ton tief ist, wie der Herzschlag der Erde. Enge Windungen, Gänge, Höhlenbauten. Ich sinke in die Erde, spüre die Wurzeln der Bäume, umhüllt von Dunkelheit, gewiegt wie ein Kind in den Armen, so ist Mutter Erde. Ich bewege meinen Körper, schiebe Muskelring über Muskelring. Elegant sind meine Bewegungen und glänzend meine Haut in den Farben der Erde. So begegne ich der Schlange, der Lehrerin der Langsamkeit, der Geduld. Sie lehrt mich Ausdauer zu haben, warten zu können, bis ein appetitlicher Happen des Weges kommt. Sie lehrt mich, blitzschnell zu sein, ganz plötzlich und ich habe, was ich will und brauche zum Leben. Ich lerne die lautlose Sprache, das zuhören, auf jede Erschütterung des Bodens zu achten, genau zu wissen, was es auslöst. Menschenschritte von Tierschritten zu unterscheiden. Ich liege mit ihr in der Sonne auf einem Stein und genieße die Ruhe und die Wärme und trotzdem wachsam zu sein. Wenn ich spüre, dass meine Haut zu eng ist, streife ich sie ab, häute mich, verwandle mich und bin wieder neu.
Das Eichhörnchen hat aufmerksam zugehört. Schon besser“, sagt es, so sind Erfahrungen, die kannst du nur machen, wenn Du bereit bist, an den Ort zu gehen, dich zu bewegen. Wenn du bereit bist Die Bewegungen und Sprache zu verstehen, dich so zu bewegen und so zu sprechen, dann wirst Du auch gehört und verstanden.“
Was ist mit den beiden anderen Nüssen“, frage ich. Oh“, sagt das Eichhörnchen, die kannst du Dir aufheben, für später, der Winter ist noch lang und du wirst bestimmt noch weitere Erfahrungen machen wollen.“ Damit verabschiedete es sich und hüpfte über die Äste auf den nächsten Baum weiter. So saß ich nun allein auf dem Ast, mit meinen beiden Nüssen. Ich schob sie in mein Fell, kletterte und sprang noch ein bißchen, bis…..
Das Telefon klingelte und ich meldete mich fast mit „Eichhörnchen“. Niemand im Büro hatte gemerkt, dass ich ein paar Stunden weg war. Der Zeiger der Uhr zeigte fast die selbe Zeit wie bei meinem letzten Blick. Ich grinste, pfiff und arbeitet weiter und dankte meinem neuen Tier, dem Eichhörnchen, das mich lehrte, was träumen heißt und, dass jede Nuß zu knacken ist. Ich bin gespannt, wann es mir wieder begegnet und wir wieder zusammen auf die Reise gehen. Ich werd mal zu Hause die Nüsse, die ich gesammelt habe fragen, ob sie mich auf den Weg bringen können.

 

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