Nichts für schwache Nerven

Der Verein Durchblick e.V., der sich Verhinderung von Schwangerschaftsabbruch auf die Fahnen geschrieben hat und geht mit drastischen Mitteln vor.

In den Heidelberger Briefkästen landeten handverteilte braune Umschläge mit der Aufschrift 1000+ und einer Erklärung, dass sich in dem Umschlag das lebensechte Modell ein 10-wöchigen Embryos befindet. Gedacht ist die Aktion um Frauen drastisch zu zeigen, so sieht der Embryo vor der Abtreibung aus.

Aber lesen wir weiter auf den Seiten Durchblick. Es ist eine christlche Aktion, die alle Register zieht, um überwiegend Frauen zu verunsichern, ein schlechtes Gewissen zu machen. Die Aktion soll 20 Mio Euro gekostet haben und es wird um weitere Spenden gebeten um diese Embryo Aktion bei 40 Mio Haushalten weiterführen zu können.

Ich finde es ekelerregend und perfide was da geschieht. Was ist mit den Frauen, die eine Fehl- oder Totgeburt hatten? Sie bekommen ebenfalls so einen Umschlag. Welche Wunden reißt es wieder auf?

Perfid ist ebenfalls, dass von der kirchlichen Institution ja die Verhütung verboten ist. Also, was tun?

Wenn in meinem Briefkasten ein brauner Umschlag steckt mit der Aufschrift: „Originalgetreues Kunststoffmodell eines Embryos in der zehnten Schwangerschaftswoche“, daneben in dicken schwarzen Lettern „1.000 +“, dann werd ich die Annahme verweigern und zurück an den Absender schicken, auf dessen Kosten natürlich „Gebühr zahlt Empfänger“

Diese Millionen wären sicher besser da aufgehoben, wo es um konkrete Hilfe für Frauen geht, die ungewollt schwanger geworden sind und Hilfe brauchen. Ich finde es verlogen und scheinheilig, denn Durchblick, was Lebenswirklichkeiten sind, haben die sicher nicht.

4 Gedanken zu „Nichts für schwache Nerven“

  1. Hallo Bärenschwester!
    du schreibst, ‚der Eingriff und der abrupte Hormonumschwung kann wirklich schwerste Auswirkungen auf Körper und Psyche der Frau haben. Das hat nichts mit dem gesellschaftlichen Kontext zu tun – es ist für den Körper einfach der Hammer.‘ Mich würde mal interessieren, was genau da eigentlich mit dem Körper passiert. Ich höre und lese überall immer nur ‚Hormonumstellung‘ und weiss überhaupt nicht, was da eigentlich genau passiert und welche meiner körperlichen Empfindungen damit zB zu tun haben könnten oder auch nicht.
    Kannst du mir dazu irgendwelche links geben oder Bücher empfehlen?
    Ich hatte auch gerade eine Fehlgeburt (Ende der 12.Woche) und bin sehr froh, dass es noch vor der Ausschabung von alleine herausgekommen ist, sonst hätte ich mich wohl sehr entfremdet gefühlt, schätze ich. Alle Ärzte haben mir dringend geraten, trotzdem noch die Ausschabung machen zu lassen, weil sonst evt. Reste drin bleiben und sich entzünden könnten. WIE hast du deine Jungen denn geboren?
    Danke!
    LG, Emma

  2. Hm, das mit den aufgerissenen Wunden bei Fehlgeburten und so durch diese Aktion seh ich nicht zwingend. Das Problem bei der ganzen Sache liegt meiner Erfahrung nach eher im widernatürlichen Umgang hierzulande mit Schwangerschaft, Geburt und Fehlgeburt.
    „Entfernt“ man die toten Föten gleich nach dem man ihren Tod festgestellt hat, ist das hormonell und organisch für die Frau wie eine Abtreibung.
    Der Eingriff und der abrupte Hormonumschwung kann wirklich schwerste Auswirkungen auf Körper und Psyche der Frau haben. Das hat nichts mit dem gesellschaftlichen Kontext zu tun – es ist für den Körper einfach der Hammer. Darüberhinaus gibt es keine Kultur im Umgang mit diesen winzigen Verstorbenen. Die Frauen sehen die Föten nicht mehr, die werden (häufig entsetzlich entstellt) als „Klinikmüll“ entsorgt und einen Ort zum Trauern gibt es auch nicht. Ich kenne genug Frauen, die nach Abtreibungen oder chirurgisch geregelten Fehlgeburten ganz große Probleme hatten.
    Ich hatte selber 4 Fehlgeburten, alles Jungs zwischen der 12. und 15. Schwangerschaftswoche.
    Ich habe die alle – aus oben genannten Gründen, gegen jeden ärztlichen Rat – natürlich geboren (so ca. 6 Wochen nach Ableben) und auch angeschaut, mich verabschiedet und sie ordentlich bestattet.
    Natürlich ist das ultratraurig, aber das Problem dabei ist eher der unerfüllte Wunsch nach einem 2. Kind als die Fehlgeburt als solche. Ich komme damit klar, weil es so gelaufen ist wie es natürlicherweise läuft. „Die Natur“ regelt das schon sehr weise und schonend. Nur weiß das hierzulande keiner mehr.
    Nö, da macht mich so ein kleiner Plastikfet echt nicht fertig – klar denke ich da an meine Jungs zurück, die waren halt wie er in etwas größer.
    Für mich ist dieses Figürchen aber eher eine Mahnung daran, wie respektlos und wideratürlich hier mit solch frühem Leben umgegangen wird – incl. der sogenannten „Schwangerschaftvorsorge“.
    Ich weiß keine Lösung für Frauen, die über Abtreibung nachdenken – ich denke nur, daß ein Blick in das Gesicht eines echten Fötus bei vielen Menschen schwer was verändern würde.
    Die Aktion mag dubios sein – k.A., ist hier nicht gelaufen, aber man sollte schon grundsätzlich das Thema mal aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten – und natürlich Frauen in Not vernünftigen Beistand geben.
    Nix für ungut 🙂
    LG BärenSchwester

  3. So was habe ich auch schonmal bekommen, ist ca. 10 Jahre her und ich fand´s grausig. Ich denke, jede Frau wird sich ihre Gedanken machen, ob sie Leben schenken will oder nicht und die wenigsten werden diese Entscheidung leichtfertig treffen.
    Und, was ist, wenn Frauen die Kinder bekommen und in Not geraten/sind? Wo bleiben denn da diese Vereine oder andere Institutionen? Manchmal kann ich mich nicht des Eindrucks erwehren, Kirche & Co. kümmern sich mehr um ungeborenes statt um geborenes Leben…
    Natürlich von rühmlichen Ausnahmen wie üblich mal abgesehen…

    Ärgerliche Grüße,
    Selket

  4. *argh*

    stellt sich bloß die Frage, ob die Frauen, die z.B. eine Schock bekommen, eben weil zur Gruppe derer gehörig, die aus irgend einem Grund ein Kind verloren habe, überhaupt eine Lobby haben, um gegen eine solche Aktion gerichtlich oder so vorzugehen.

    Ich krieg ne Krempe, wenn ich sowas lese

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